Wieso geht man den Jakobsweg? Was macht man beim Pilgern?

Was ist der Sinn und Zweck zu Pilgern? Wieso gehen so viele Menschen gerade den Jakobsweg? Was versäumt man, wenn man nicht pilgert? Ist diese Aktivität wirklich wertvoll für mein Leben oder kann ich die Erfahrung auch anders machen? Diese Fragen und mehr klären wir in diesem Fachartikel zum Thema Pilgern und Jakobsweg.

Was bedeutet Pilgern?

Das Wort Pilgern leitet sich vom Hauptwort Pilger ab und beschreibt einen Menschen, der sich zum Zwecke der geistigen Vertiefung auf Wanderschaft begibt.

Pilger, veraltet auch Pilgrim („Fremdling“), stammt von lateinisch peregrinus (oder peregrinari, „in der Fremde sein“) ab. Ein einzelner wurde früher als Pilgersmann oder Pilgersfrau bezeichnet. Im Kirchenlatein bezeichnet Pelegrinus eine Person, die aus Glaubensgründen in die Fremde zieht, zumeist eine Wallfahrt zu einem Pilgerort unternimmt, zu Fuß oder auch unter Verwendung eines Transportmittels. 1

Oft wird das Pilgern auch mit einem physischen Ziel, wie ein Wallfahrtsort verbunden.

Was ist die Motivation hinter dem Pilgern?

Auch heute ziehen noch viele Menschen aus Glaubensgründen in die Fremde und unternehmen Wallfahrten. Gemeinsam haben aber die meisten Pilger, dass sie auf der Suche nach etwas in ihnen sind, was seit längerem verborgen scheint. Um dies zu verstehen, gilt es den Lebensweg – den die meisten Menschen durchlaufen – näher zu betrachten.

Machen wir dazu einen Schritt zurück in unsere Kindheit. Kinder sind unglaublich schöpferische Wesen, die die Beschränkungen des Erwachsenen-Verstandes noch nicht kennen. Für die meisten Kinder ist alles möglich, sie fühlen sich wie Götter und Sätze wie „Das geht nicht, weil…“ sind ihnen unbekannt. Kinder sind weder durch Zukunftsangst gelähmt noch sind sie auf finanzielle Vorsorgekonzepte getrimmt. Zumindest in der frühen Kindheit sind sie damit noch frei von Zwängen des Konsum- und Vorsorgeverhaltens. Kinder leben daher im Hier und Jetzt.

Wenn Lebensfreude durch Lebensplanung ersetzt wird

Es dauert nicht lange, bis das westliche Erziehungssystem aus den kleinen Göttern große Angsthasen geformt hat: Zukunftsängste, Leistungsdruck, Schulnoten, Geld, Ansehen, Status, Konsum und weitere scheinbar wichtige Konzepte verdrängen die natürliche Lebensfreude und das Urvertrauen in das Leben immer mehr. Eine wirtschaftliche Lebensplanung, Vorsorgegedanken und die Angst vor Unsicherheiten nehmen immer größere Lebensräume ein und diese Konzepte fordern uns auf, immer mehr Geld zu verdienen.

Dies ist ein Weg, der uns weg von Lebensfreude direkt in ein Leben voller Gedanken-Konstrukte führt. Oftmals führt dieser Weg in ein Alter des Bedauerns, der Traurigkeit und Vergesslichkeit. Bedauert wird, dass man dem Ruf des Herzens nicht gefolgt ist, Gelegenheiten verpasst hat, weil man zu sehr im Verstand verankert geblieben ist. Je mehr man sich und seine wahren Bedürfnisse vergisst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit im Alter problematische Gefühle und Gedanken zu entwickeln. Hier findest du unseren inspirierenden Artikel zum Thema Lebensfreude und Glück im eigenen Leben.

Das Problem erkennen

Irgendwann jedoch wachen so manche Hamster während des Laufens im Hamsterrad auf. Dies ist manchmal ein unangenehmer Prozess, der unangenehme Fragen aufwirft:

  • Wie viele Pfoten breche ich mir, wenn ich nicht weiterlaufe?
  • Ich laufe doch nur so schnell, weil das Hamsterrad sich so schnell dreht!
  • Würde das Hamsterrad langsamer laufen, wäre auch ich ruhiger.
  • Welche Wahl habe ich außer zu laufen?
  • Wieso bin ich überhaupt im Hamsterrad?
  • Bin ich überhaupt ein Hamster?
  • Was mache ich hier überhaupt?

Schriftzug Leitfaden zur Selbstreflexion

Selbstreflexion als Schlüssel zur Freiheit

Sofern diese erste Selbstreflexion Früchte trägt, bemühen sich manche Menschen um einen Ausbruch aus der bekannten Lebenssituation. Die goldenen Gitterstäbe hinter denen man lebt werden nach und nach identifiziert. Viele Menschen erleben in dieser Entwicklungsphase grundlegende Veränderungen: Sei es, dass eine Beziehung beendet oder ein Beruf aufgegeben wird oder dass es zu einer anderen großen Lebensveränderung kommt. Das Hinterfragen an sich scheint ein großer Motivator für Menschen zu sein, sich eine Auszeit zu nehmen, zu Pilgern oder in die Ferne zu ziehen. Ein Tapetenwechsel ist angesagt, es entsteht nicht nur der Wunsch, das Hamsterrad zu verlassen, sondern grundsätzlich das eigene Leben einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.

Letzte Aktualisierung am 15.10.2024 / Affiliate Links / Werbung / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Der Jakobsweg in Spanien

Seit dem Mittelalter ist der Jakobsweg eine der Hauptwallfahrtsrouten Europas und zieht jedes Jahr Tausende von Gläubigen an. Doch nicht nur Katholiken nehmen den Weg in Anspruch, auch andere Konfessionen finden den Weg nach Santiago de Compostela. Der Grund liegt auf der Hand: Der Jakobsweg ist die Route des Apostels Jakobus, der als Schutzpatron Spaniens gilt und für seine fromme Tat bekannt ist, die Heilige Linie zu legen – die Linie, welche vom Golgatha in Jerusalem über Rom bis nach Santiago de Compostela verläuft.

Welche Strecke ist die Richtige für mich?

Der Jakobsweg ist ein beliebtes Ziel für Wanderfreunde aus aller Welt. Es gibt verschiedene Strecken, die unterschiedliche Längen und Schwierigkeitsgrade haben. Welche Strecke ist die Richtige für dich?
Wenn du den Jakobsweg wandern möchtest, musst du zunächst entscheiden, welchen Weg du nehmen willst. Die bekannteste Route ist der Camino Francés, der in Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich beginnt und in Santiago de Compostela in Spanien endet.
Eine andere beliebte Route ist der Camino Portugués, der an der Küste entlang verläuft. Dieser Weg ist etwas leichter als der Camino Francés.

Wie viel Zeit sollte ich einplanen?

Wenn du den Jakobsweg in voller Länge gehen möchtest, solltest du mindestens einen Monat einplanen. Wenn du jeden Tag etwa 20 Kilometer laufen möchtest, kannst du in etwa fünf bis sechs Wochen fertig sein. Aber es gibt keine Regel, wie schnell oder langsam du gehen musst – es kommt ganz auf dich an.

Wo übernachte ich auf dem Jakobsweg?

Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an Unterkünften für Pilger, von einfachen Herbergen bis hin zu luxuriösen Hotels. In den meisten Städten und Dörfern entlang des Jakobswegs gibt es eine Herberge für Pilger, diese sind oft in Kirchen oder anderen historischen Gebäuden untergebracht. Die Übernachtung ist in der Regel kostenlos, manchmal wird ein kleiner Obolus (Spende) erbeten. In Spanien übernachten die meisten Pilger in so genannten „Albergues“, das sind Hostels speziell für Jakobspilger. Auch hier ist die Übernachtung meistens kostenfrei, allerdings muss man im Voraus reservieren.

Wenn du lieber etwas Luxuriöseres bevorzugst, buche am besten vorab ein Zimmer in einem der zahlreichen Hotels oder Gasthöfe entlang des Weges – besonders an beliebten Etappenziele wie Santiago de Compostela selbst ist frühzeitige Planung ratsam!

Was kostet mich der Jakobsweg?

Es gibt viele Mythen über den Jakobsweg – einer der häufigsten ist, dass man ihn nur mit viel Geld bewältigen kann. Dies ist jedoch absolut nicht der Fall! Natürlich kostet es etwas, um den Jakobsweg zu bewandeln, aber man muss kein Vermögen ausgeben. In der Regel kann man mit unter 1000€ pro Monat auskommen. Wenn du dich für eine teurere Unterkunft entscheidest oder regelmäßig in Restaurants essen gehst, kann es natürlich mehr werden – aber das ist keine Pflicht. Es gibt also keinen Grund, sich von dem Gedanken abhalten zu lassen, den Jakobsweg zu gehen, weil man angeblich zu wenig Geld hat.

Der Jakobsweg als Werkzeug am Weg der Selbsterkenntnis

Der Jakobsweg hat einiges zu bieten: Ungewissheit, Ruhe, Unbekanntes, Freude, Schmerz, Drama, Erlösung, Läuterung, Rückbesinnung, Konflikte, Lösungen und vieles mehr. Am Weg selbst scheint das Leben in komprimierter Form abzulaufen. Je ungeplanter und freier man sich auf dieses Abenteuer einlässt, umso besser. Planung und Kontrolle stehen im absoluten Widerspruch zu der Idee des Weges an sich. Vielmehr geht es darum, sich einzulassen, loszulassen und sich dem Weg und seinen Prüfungen hinzugeben.

Prüfungen und Entbehrungen gibt es zur Genüge. Der Jakobsweg ist ein ideales Allheilmittel, um Dramaqueens und Egozentriker auf den Boden der Genügsamkeit und Einsicht zurückzuführen. Der Weg an sich schränkt automatisch das Ego ein und je nach Größe desselben leide ich mehr oder weniger. Doch genau durch jenen Leidensprozess erfahre ich Läuterung. Der Jakobsweg ist eine wunderbare Möglichkeit, Achtsamkeit zu erlernen.

Sandra und Matthias Exl am Jakobsweg

Was bedeutet Läuterung am Jakobsweg

Läuterung ist eine spirituelle Gesundung. Dieser Prozess ist vergleichbar mit der positiven Erfahrung, die durch Hunger ausgelöst werden kann. Was meine ich damit? Hunger ist der beste Koch. Durch Hunger erfahre ich viel mehr über den ausgezeichneten Geschmack, wenn ich Nahrung erhalte. Genauso ist es mit dem Jakobsweg im spirituellen Sinne. Durch die Länge des Weges, durch die Anstrengungen, durch die Entbehrungen fastet die „Diva“ in uns. Der Dramatiker hungert sich zu Tode.
Mit jedem Schritt befreit man sich mehr und mehr von sich selbst und von dem über die Jahre aufgebauten gedanklichen und emotionalen Fett. Ja, wir sind sehr oft spirituell fette und unbewegliche Hamster, die darüber nachdenken, ob sie wohl morgen genug zu Essen bekommen. Der Jakobsweg ist die Diät, Entbehrung und Anstrengung das Heilfasten, spirituelle Läuterung der Gewichtsverlust.

Welche Alternativen zum Jakobsweg gibt es?

Es ist schwierig, etwas Vergleichbares zu finden. Selbstverständlich kann man dieselben Erfahrungen machen, wenn man einen ähnlich langen anderen Weg pilgert.

  • Der Alltag kann kaum dieselbe Erfahrung beinhalten, selbst wenn ich mich noch so spirituell bemühe. Es fehlt einfach die Ungewissheit des Jakobswegs an sich, die man künstlich nicht erzeugen kann.
  • Selbst relativ lange Schweigeretreats sind im Vergleich zum Jakobsweg viel zu kurz.
  • Pilgerwanderungen im klassischen Sinn sind ebenfalls viel zu kurz und oftmals zu geplant, als dass sie mit der Erfahrung des Jakobsweges zu vergleichen wären.

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Empfehlungen und Tipps zum Jakobsweg

  • Wenn der Jakobsweg ruft, so wie er auch mich gerufen hat, lasse dich darauf ein! Voll und ganz! Plane nicht! Übergebe den Plan dem Weg an sich. Ja, es ist möglich, den Weg ohne Planung zu gehen.
  • Nimm dir Zeit: hier waren wir zum Beispiel „extrem“. Auch wenn dies nicht jeden Menschen betrifft und auch nicht notwendig ist: Wir hatten unsere Jobs gekündigt, eine Firma geschlossen, ein Haus verkauft und auch Beziehungen beendet – für uns bedeutete der Jakobsweg einen Neuanfang. Wir gingen den Weg ohne zu wissen, wann oder ob wir von diesem zurückkehren würden. Wir waren bereit, uns auf alles einzulassen. Dies hat sich wahrlich bezahlt gemacht. Die Folge war ein Vertrauen in das Schicksal, welches alles vorher Gekannte bei weitem übersteigt.
  • Reise mit leichtem Gepäck! Nicht nur am Jakobsweg, sondern auch durch das Leben an sich!
  • Du glaubst, nicht die Zeit zu haben, um den Jakobsweg zu gehen? Dann lasse es. Gehe den Weg nur dann, wenn du dir die notwendige Zeit nimmst und die Wichtigkeit verstehst und fühlst.
  • Lasse alle Dogmen rund um den Jakobsweg los. Lasse dich auf deinen Weg ein.

Für uns war der Jakobsweg das Ziel aller Reisen. Der Jakobsweg verwandelt einen auf wunderbare Weise. Jeder Mensch bekommt genau das, was notwendig ist. Jeder hat die Fähigkeit, dies zu erkennen, wenn man sich dem Weg hingibt. Die Zeichen sind dann selbsterklärend.

Wie der Dalai Lama in seinen empfohlenen Lebensregeln einst sagte: „Besuche einmal im Jahr einen Ort, den Du noch nicht kennst.“ Der Jakobsweg ist prädestiniert dafür und eine Offenbarung für den wahrhaftig Suchenden. Wer den Jakobsweg geht, wird eines sicherlich finden: Lebensfreude! Es gilt nun nur noch, sich nicht wieder ein altbekanntes Hamsterrad zu suchen.

Erfahrungsbericht und Gedanken von Sandra Exl zum Jakobsweg

Wieso ist dein inneres Bedürfnis wichtig?

In letzter Zeit habe ich einige Videos produziert, die von meiner Food- und Gesundheitsschiene etwas abweichen. Wobei, unter Gesundheit im Sinne von Seelenbedürfnissen kann man sie schon verbuchen. Bedürfnisse der Seele ernst zu nehmen, ist eine wesentliche Säule unserer Gesundheit. Sie dauerhaft zu missachten macht uns über kurz oder lang zu unglücklichen Menschen. Lese hierzu unseren Artikel zum Thema Gelassenheit im Alltag.

Sehr oft sind im Laufe unseres geschäftigen Lebens die eigenen Träume bereits verschüttet, vergessen, als dumm und lächerlich oder riskant und gefährlich abgetan. Doch womöglich zahlt es sich aus, sie wieder auszugraben, anzuschauen und unbedingt ernst zu nehmen. Ob man dann seine Komfortzone verlässt und bereit ist, die Konsequenzen einer eventuell notwendigen Veränderung zu tragen, entscheidet, wie man den Rest seines Lebens verbringt.

Ich möchte mit meinen Videos jedenfalls Mut machen. Ich erzähle von meinen persönlichen Wagnissen und einer radikalen Veränderung, die meinem Leben eine komplett neue Richtung gegeben hat. Schließlich will ich ein Leben, das sich im Inneren gut anfühlt, nicht eines, das nur von außen gut aussieht.

Videobericht zum Jakobsweg

In diesem Video geht es um den inneren Ruf nach Lebendigkeit, der mich unter anderem auf den Jakobsweg geführt hat. Es geht darum, sich selbst treu zu bleiben und die Komfortzone immer wieder mal zu verlassen, um den Kopf in den Fahrtwind zu halten…

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Vielleicht können wir ja genau dich ermutigen, Leichtigkeit zurück in dein Leben zu holen und auf dein unvernünftiges Herz zu hören. Denn genau so werden Ängste losgelassen und es erwartet uns ein Altwerden ohne Bedauern, die schönsten Dinge des Lebens verpasst zu haben.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Sandra M. Exl entstanden.

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  1. Online im Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstzweifel, Stand 05.05.2021[]

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